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Praktische Berechnung des Risikos

Berechnung des Risikos

Eine praktische Berechnung des Risikos erfordert eine gründliche Analyse relevanter Daten, um mögliche Risiken zu identifizieren

Eine quantitative Risikobewertung nimmt Faktoren wie Eintrittswahrscheinlichkeit, potenzielle Auswirkung und Risikotoleranz des Unternehmens in den Blick. Risikoberechnungen werden regelmäßig überprüft und aktualisiert, um sich an Veränderungen in der Unternehmensumgebung oder das Auftreten neuer Risiken anzupassen. Für eine effektive Risikoberechnung ist ein tiefes Verständnis der zugrunde liegenden Geschäftsprozesse und der spezifischen Risikofaktoren notwendig.

Praktische Anleitung zur Risikoberechnung

Durchführung der Risikoanalyse

Die Ermittlung von Risiken basiert auf allgemein akzeptierten Berechnungsmethoden und folgt der GEFMA-Richtlinie 192, die in der Facility-Management-Literatur weit verbreitet ist. Mit einem auf dieser Richtlinie basierenden Berechnungsprogramm kann die Risikobewertung durchgeführt werden. Das Programm verwendet mehrere Kriterien als Grundlage für die Berechnung. Auf dieser Basis werden bestimmte, als riskant eingestufte Situationen exemplarisch analysiert.

Eintrittswahrscheinlichkeit infolge technischen Versagens (EwT)

Kriterien für technisches Versagen

Die Eintrittswahrscheinlichkeit infolge technischen Versagens wird gemäß einer speziellen Tabelle in vier Klassen eingeteilt. Die Klassen sind: geringe, mittlere, erhöhte und hohe Eintrittswahrscheinlichkeit.

Eintrittswahrscheinlichkeit infolge menschl.-org. Versagens (EwM)

Für die Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit infolge menschlichen oder organisatorischen Versagens gibt es fünf Klassen. Diese Klassen sind ähnlich zu den vorhergehenden, jedoch kommt das Kriterium "sehr geringes Risiko" hinzu.

Bei der Risikoeinschätzung wurde nur der FM-Bereich berücksichtigt. Wenn es risikohafte Verhältnisse an den Schnittstellen zum FM-Bereich gibt, haben diese auch Auswirkungen auf den FM-Bereich selbst. Wenn Maßnahmen zur Risikominderung solche Fälle berücksichtigen sollen, sind zusätzliche Beurteilungen oder Untersuchungen erforderlich. In diesem Fall müssen auch die Verantwortlichen der Schnittstellenbereiche einbezogen werden.

Schadenshöhe

Kriterien für Schadenshöhen

Zur Bewertung der Risiken sind auch die möglichen Folgen zu berücksichtigen. Die GEFMA-Richtlinie 192 definiert 13 Klassen für die zu erwartende Schadenshöhe, die mit den Buchstaben A bis M gekennzeichnet sind. Hier wird deutlich, dass das Endergebnis für das Risiko keinen monetären Wert liefert, der es ermöglichen würde, Risiken auf rein wirtschaftlicher Basis zu vergleichen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass von Schadensklasse A bis F keine oder nur bedingt monetäre Größenordnungen zugrunde gelegt werden können. Es ist schließlich schwierig, den Wert von Menschenleben oder Freiheitsstrafen in Geld auszudrücken.

Dennoch resultiert als Endergebnis für das Risiko der Risikowert (Rw), eine numerische Größe, die sich aus den für die Bewertungen zugeordneten Klassenindizes ergibt. Die Einschätzung der Schadenshöhen wird anhand einer speziellen Tabelle vorgenommen.

Zuschlagsfaktoren wegen Komplexität

Kriterien für einen Zuschlagsfaktor wegen Komplexität

Um bei der Risikobetrachtung zu berücksichtigen, dass manche Gegebenheiten (z.B. in einem Industriebetrieb) von größerer als normaler Komplexität sind, wurde ein Zuschlagsfaktor eingeführt. Dieser kann die zu erwarteten Tendenzen um bis zu 30 % erhöhen.

Berechnung des Risikos

Berechnungstabelle für den Risikowert

Die Berechnung des Risikos erfolgt in einer speziell erstellten Tabelle in welche die für das Beispiel angenommenen Risiken eingetragen sind. In ihr sind alle mathematischen Zusammenhänge formelmäßig verknüpft.

So berechnet sich durch Eingabe der jeweiligen Klassen aus den oben erläuterten Tabellen und dem Faktor FEw der Risikowert RW nach der Formel

RW = Max (Ewt; EwM) *Few * Si.

Mit Blick auf die spätere Arbeit an der Risikominimierung sind die Risikoarten angekreuzt.

Siehe hierzu das Berechnungstool im Anhang Risikoermittlung.xlsx.

Darstellung des Risikowertes (automatisiert)

Wie erwähnt, bemessen sich die Risiken nach dem Risikowert (Rw) in ihrer zu erwartenden Höhe. Auf Basis der oben erläuterten Kriterien sind sie somit objektiv vergleichbar. Obwohl der Risikowert ein Zahlenwert ist, der die einzelnen Risiken zueinander ins Verhältnis setzt, hat er monetär keine Relevanz.

Für das Management bedeutet dies, bei der Auswertung nicht ausschließlich nach dem Risikowert zu urteilen, sondern auch die jeweiligen Umstände zu berücksichtigen. Die Berechnungstabelle ist so gestaltet, dass sie automatisch einen visuellen Eindruck über die Risiken vermittelt. In Tabelle 52 wurden vier Farben verwendet, um die Risiken weiter zu differenzieren.

  • schwarz (geringes Risiko)

  • grau (mittleres Risiko)

  • rosa (erhöhtes Risiko)

  • rot (hohes Risiko) verwendet.

Ergebnis der Risikoeinschätzung - Risikowert

Dieses Diagramm zeigt den Risikowert. Das Diagramm ist mit der Berechnungstabelle so verknüpft, dass es sich (bezogen auf diesen konkreten Anwendungsfall) beim Eingeben der Klassen automatisch erzeugt.

Darstellung des Risikowertes (nicht automatisiert)

Eine weitere Darstellung des Ergebnisses ist das folgende Diagramm. Es zeigt ebenfalls den Risikowert, jedoch in jeweiliger Zuordnung zu der Eintrittswahrscheinlichkeit, also Max (Ewt; EwM) und der Schadenshöhe Si.

Dieses Diagramm kann nicht automatisch während der Berechnung erzeugt werden.

Man kann folgende Einschätzung festlegen:

schwarz (im nächsten Diagramm weiß) (geringes Risiko) Rw < 30

grau (mittleres Risiko) Rw = 30 bis 50

rosa (erhöhtes Risiko) Rw = 50 bis 100

rot (hohes Risiko) Rw > 100.

Eine andere Einschätzung ist diskutabel.

Risikowert = f (Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit)

Der Vorteil dieses Diagramms liegt darin, dass es auch die Ursprünge des Risikowertes sichtbar macht. Im Beispiel „Bauantrag und Genehmigungsunterlagen“ ist die zu erwartende Schadenshöhe zwar relativ gering, aber die Schadenseintrittswahrscheinlichkeit ist nach Lage der Dinge höher. Um dies zu verhindern, muss ein entsprechendes Projekt initiiert werden.

Im Gegensatz dazu wird im Beispiel „Sicherstellung der Produktionsbereitschaft“ die Risikoberechnung eine eher niedrige Eintrittswahrscheinlichkeit ergeben, während der Schaden bei Eintritt sehr hoch sein würde. Das Diagramm ist daher sehr nützlich, wenn es nicht nur um die Beurteilung anhand des Risikowertes geht. Es ermöglicht eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Risikofaktoren.

Grenzen für Risiken

Hauptrisiken des gewählten Beispiels

In einer Organisation besteht der Bedarf, präzise Grenzen für das noch zu akzeptierende Risiko zu definieren. Da es keine allgemeinen Vorgaben für diese Grenzen gibt, muss dies jeweils individuell und objektspezifisch erfolgen.

Da es unmöglich ist, alle Risiken vollständig zu eliminieren, ist der erste Schritt, eine Grenze zwischen geringem und mittlerem Risiko zu identifizieren. Das Ziel ist die Reduzierung aller Risiken, die oberhalb dieser selbst festgelegten Grenze liegen. Risiken, die darunter liegen, werden nicht weiter behandelt und als akzeptabel angesehen.

Im gegebenen Beispiel wäre es sinnvoll, sich zuerst auf die Risiken zu konzentrieren, die im Diagramm die Farben Rot, Rosa und Grau aufweisen. Es ist logisch, die Prioritäten in dieser Reihenfolge zu setzen. Risiken mit niedrigerem Risikowert würden dann in einer späteren Phase adressiert.